Ljod – das Eis, Bro und 23.000 (Vladimir Sorokin)

Nach Zuckerkreml war ich gespannt, wie Sorokins viel gepriesener „Ljod-Zyklus“ (Eiszyklus) sein würde. Leider sind die Bücher weitestgehend vergriffen, aber im modernen Antiquariat noch ganz brauchbar zu guten Preise zu haben.

Das erste Buch Ljod bringt uns geschichtlich in die Anfänge des „blaue-Augen-Kults“ um das Eis! Woher kommt der wahnwitzige Auftrag, die 23.000 Schwestern und Brüder „aufzuklopfen“ aus den fleischlichen Hüllen? Wie kann die Gemeinschaft in einem Russland unter Zar und Stalin bestehen und sich ausbauen? Allein, die Idee, durch Aufhämmern mit einem Ljod-Hammer auf das Brustbein, den wahren Namen der Schwester oder des Bruders zu erfahren, bringt einiges an skurrilen Splatterszenen mit sich. Am Anfang noch gebunden von Skrupeln und vorsichtig agierend, nutzt die Gemeinschaft später die stalinistische Vorgehensweise der Gewalt offensiv zu ihrem Zwecke und es wird fröhlich gehämmert….

Im zweiten Teil „Bro“ wird dann immer weiter gehämmert ganz im Sinne des Lichts und des Eises. Wenig Neues, außer das es immer mehr werden und auch andere Länder und Kontinente erobert werden.

Im finalen Band der Trilogie „23.000“ kommt der Widerstand. Die Sekte arbeitet sich inzwischen bestens Vernetzt, per Hammer durch die Gesellschaft, aber nicht alle aufgeklopften sind Schwestern und Brüder… Ein paar überleben und machen sich auf die Suche.
Dabei gelangen sie in die Mühlen der Sekte und in Gefangenschaft. Mehr Tempo und mehr Kinoflair in diesem Teil bringen Seite für Seite das Buch der Frage entgegen, wird es die Sekte schaffen, dass 23.000 Mitglieder gleichzeitig das letzte Licht des Kosmos erwecken können!?
Was passiert dann?

Ich habe die Bücher gerne gelesen, als im Wesentlichen SF-Leser mag ich diese völlig abgefahrenen Idee und Vorstellungen. Für die politischen Hintergründe bin ich eigentlich nicht genug am russischen Tagesgeschehen dran, aber wenn man dem Feuilleton glauben darf, gibt es davon einen Menge…

Anyway gute und deftige Unterhaltung aus Russland, die sprachlich in den tollen gleichbleibenden Ãœbersetzungen von Andreas Tretner gut zu lesen sind, aber an den Himmelblauen Speck kommt es nicht ran.

So sehen sie aus:

sorokin