Sergej Lukianenko – Wächter des Tages

Weil ich in letzter Zeit auch die Science-Fiction/Fantasy-Leserei für mich entdeckt habe, hatte Eddy mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte mich auch mal auf seinem Blog zu verewigen. Das tue ich nun mit meiner ersten Rezension zu „Wächter des Tages“ von Sergej Lukianenko.Zwar ist Wächter des Tages der Nachfolger von Wächter der Nacht, jedoch hat das Buch wenig mit dem in wenigen Tagen in den Kinos startenden gleichnamigen Werk zu tun, da sich letztgenanntes nämlich immer noch im ersten Band tummelt.

Der zweite Teil der aus Russland stammenden Tetralogie zerfällt wie sein Vorgänger in 3 Geschichten, die chronologisch geordnet sind. Erzählt wird aus Sicht verschiedener Charaktere. Das Buch beinhaltet unterschiedliche Handlungsstränge, die jedoch nach und nach – vollständig dann in der letzten Geschichte – zusammenlaufen.

Wir befinden uns im heutigen Moskau und erhalten einen kleinen Einblick in einen uralten Krieg zwischen Licht und Dunkel. Seit Jahrhunderten herrscht zwischen den dunklen und lichten Anderen, die schlichtweg Menschen mit höheren, ungewöhnlichen oder magischen Fähigkeiten sind, jedoch Waffenstillstand, der reguliert und überwacht wird. Auf der Seite des Lichts von den Wächtern der Nacht und auf der Seite des Dunkel von den Wächtern des Tages.

Die erste Geschichte wird aus Sicht der dunklen Hexe Alyssa erzählt. Wir erfahren erstmals wie sich die Welt aus Sicht der Dunklen darstellt, wie die Tagwache arbeitet und lernen Alyssa als jungen, energische Andere kennen. Nach einer Auseinandersetzung mit der Nachtwache, wird unsere erste Protagonistin getarnt als Betreuerin in ein Jungpioniercamp geschickt, um sich zu erholen. Dort beginnt sie eine Affaire mit Igor..

In der nächsten Erzählung ist die Hauptfigur am Anfang noch ahnungsloser über sich selbst und die Welt als wir. Er weiß weder, wer er ist, wo er herkommt oder was sein Ziel ist. Im Laufe der Zeit findet er heraus, dass er ein Anderer ist. Ein dunkler Magier, um genau zu sein. Durch einige mysteriöse Morde kommt er in Kontakt mit der Tagwache. Auch Anton, dem wichtigsten Charakter des ersten Teils, widmet sich Lukianenko wieder. Bei der Auflösung der Morde und der Existenz des mysteriösen dunklen Anderen überschlagen sich die Ereignisse …

Im letzten Teil des Buches fliegt der Autor mit uns nach Prag. Edgar – ein dunkler Magier – und Anton – ein lichter Magier – vertreten ihre Wachen bei einigen Anklagepunkten, die durch die Inquisition, einem Bund von dunklen und lichten Anderen zur Wahrung des Gleichgewichts, behaldelt werden. Unser russischer Bestsellerschreiber springt nun mit dem Erzählfokus zwischen den beidem Magiern munter hin und her. Verschwörungen von gewaltigem Ausmaß deuten sich sowohl um Sebulon als auch um Geser, den Anführern von Tag bzw. Nachtwache, an …

Wieso die Wächter der Nacht Tetralogie erfolgreich ist, weiss man schon nach den ersten Seiten. Lukianeko hat seine eigene Fantasiewelt kreiert: Eine Verschmelzung von Fantasy und Moderne gemischt mit einem kräftigen Schuss „Gut gegen Böse“, gespickt mit komplexen Charakteren, abgerundet mit einem Schuss Mystik und Komplexität. Er versteht es den Leser mit auf die Handlungsreise seiner Figuren mitzunehmen und ihn so zu verwirren und in die Irre zu führen wie den handelnden Charakter selbst.

Das ist jedoch nicht immer gut. Nachdem sich in der letzten Geschichte stück für Stück immer Gewaltigeres andeutet, endet alles ziemlich platt, spannungs- und actionlos. Der Schluss, den ich hier nicht verraten will, enttäuscht mich doch sehr. Wobei es möglich ist, dass das angekündigte Feuerwerk doch noch folgt. Schließlich gibt es noch 2 weitere Teile.

Sein Lieblingsthema abseits von den Handlungssträngen ist die Frage nach Gut und Böse. Denn spätestens in dieser Ausgabe merkt man: Dunkel heißt nicht gleich böse und hell nicht gleich gut. Den unterschied zwischen den beiden Parteien und die Grundfrage „Was ist gut, was ist böse?“ behandelt der Autor dabei teilweise so penetrant, dass es nervt und dem Leser zuweilen wie eine aufgebundene Last erscheinen kann, wenn er nicht gerade Fan von Philosophie ist.

Letztendlich kriegt der 2. Teil des Meisterwerks aus dem Ostblock von mir deshalb 4 von 5 Sternen.

Chucky

[rating:4]

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